Der Bühnenbot: Eine szenografische Polyphonie
50 Antworten auf nie gestellte Fragen
Autor*in: Thea Hoffmann-Axthelm
Schlagwörter: Bühnenbild, Arbeitsweise
Referenzen:
- Website Thea Hoffmann-Axthelm
- PLOT Magazin
- Ueberbühne
- Bund der Szenograf*innen
- Theater der Zeit: Setting the Stage
Gut zu wisssen:
Medium: Zitate
Datum: 05.08.2021
Was ist Bühnenbild? Was machen Bühnenbildner*innen und wie ticken sie? Was ist ihnen wichtig? Was meinen sie, wenn sie über Abstraktion sprechen? Und braucht man heutzutage noch Modelle? Wie hält man so einen unsicheren Job auf Dauer durch, was braucht es, damit ein Projekt gelingt, wie kann sich das Bühnenbild mit der Inszenierung verändern und wo sehen Künstler*innen Defizite oder wünschen sich mehr Aufmerksamkeit? Aus Zitaten in gedruckten und digitalen Publikationen hat der „Bühnenbot“ eindeutige und uneindeutige Antworten auf diese (oder andere) Fragen zusammengesucht: STRG+F – GO!
Was ist Bühnenbild?
Was ist Bühnenbild? (1/13)
Das Bühnenbild hat mehrere Aufgaben. Es muss einen Gesamtrahmen schaffen, der die performative Arbeit zusammenhält. Es soll ein Spielplatz mit vielen Meta-Ebenen werden, gedankliche Fenster zu anderen Betrachtungsweisen und Perspektiven öffnen.Auch muss es ein Nährboden der Inspiration für die anderen am Projekt arbeitenden Künstler sein (...). Den Darsteller*innen soll es beim Spiel behilflich sein und sie gleichzeitig herausfordern. Obendrein soll es meine eigene Geschichte zu dem behandelten Stoff erzählen, meine künstlerische Auseinandersetzung mit der Vorlage.
GREGOR STURM in: Szene im Gespräch No. 06, szenografen-bund.de/szene
Was ist Bühnenbild? (2/13)
Die Bühne ist der Raum, in dem das Stück spielt. Da steckt also bereits eine szenische Idee drin, die man mit dem Regisseur teilen muss.
STEPHANE LAIMÉ in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.110 ff
Was ist Bühnenbild? (3/13)
Ein Bühnenbild oder ein Kostüm sind Objekte zeitbasierten Designs. Das bedeutet, dass sie nur für die Dauer einer Vorstellung wirklich existieren. Ein Bühnen- oder Kostümbild wird immer für einen ganz bestimmten Zweck entworfen, bei dem es das Ziel ist, ein größtmögliches, ästhetisches Niveau mit größtmöglicher Funktionalität zu verbinden. Ein Bühnenbild hat die Funktion eine Inszenierung zu verorten (...), außerdem den Darsteller*innen gleichzeitig eine Behausung und einen Widerstand zu bieten.
ALEXANDRE CORRAZZOLA in: Szene im Gespräch No. 21, szenografen-bund.de/szene
Was ist Bühnenbild? (4/13)
Wir erzählen Geschichten. Bilder helfen dabei. Ich schaffe ein Bild. Es gilt Lücken zu füllen und dabei Raum zu schaffen. Ein Paradoxon.
MIRIAM GRIMM: Szene im Gespräch No. 11, szenografen-bund.de/szene
Was ist Bühnenbild? (5/13)
Erst mal sind das ja die Bretter, die die Welt bedeuten, dann das Brett vorm Kopf, das die Welt bedeutet.
HERBERT FRITSCH in: Interview No.8, ueberbuehne.de
Was ist Bühnenbild? (6/13)
„Bühnenbild ist Konzeptkunst.“
HENRIK AHR in: Interview No.9, ueberbuehne.de
Was ist Bühnenbild? (7/13)
Ein Bühnenraum ist für mich ein Möglichkeitsraum. Ich möchte einen Rahmen schaffen und eine Setzung machen, innerhalb dieser sehr viel möglich ist, an Aneignungen, Assoziationen, Spielweisen und an theatraler Aufladung.
KATRIN LAUBE in: Szene im Gespräch No. 19, szenografen-bund.de/szene
Was ist Bühnenbild? (8/13)
Auf jeden Fall sollten auf der Bühne Räume entstehen, die die Phantasie der Zuschauer*innen fangen können.
MARLIT MOSLER in: Szene im Gespräch No. 17, szenografen-bund.de/szene
Was ist Bühnenbild? (9/13)
Grundsätzlich ist eine meiner wichtigsten Intentionen die Erstellung eines atmosphärisch aufgeladenen Bühnenraumes, der im besten Fall prägnante und weitreichende Assoziationen ermöglicht und auch körperlich intensive Eindrücke hinterlässt.
KATRIN BRACK in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.12 ff
Was ist Bühnenbild? (10/13)
Der Raum muss herausfordern, zum Suchen auffordern. Jeder Raum führt auch ein Eigenleben und beinhaltet Möglichkeiten, die es noch zu entdecken gilt. (...) Das heißt? Die Bühne braucht einen eigenen Geist, an dem man sich reiben kann. Etwas Widerständiges, Entgegengesetztes. (...) Ein Bühnenbild sollte präsent und „wahrhaftig“ sein wie die Darsteller und ihnen dabei genau die maximale Präsenz im Raum ermöglichen.
KATJA HAß in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.73 ff
Was ist Bühnenbild? (11/13)
Wie Theater überhaupt, ist Bühnenbild eine ephemere Kunst, wird entworfen, später weggeworfen oder zerlegt, manches geht ins Depot. Gleichwohl ist es als künstlerische Praxis etwas, das über die einzelnen Aufführungen hinausweist und auf einer übergeordneten Ebene einen Diskurs führt – einen Diskurs über Räume und darüber, wie wir Welt gestalten und wahrnehmen. Darin liegt meines Erachtens die Relevanz dieser Kunst, die vergleichsweise wenig beachtet wird.
BIRGIT WIENS in „BIRGIT WIENS ÜBER DIE (NEU-)BETRACHTUNG VON SZENOGRAFIE“ www.plotmag.de
Was ist Bühnenbild? (12/13)
Als erstes muss der Raum ein guter Spielplatz sein. Spielobjekte oder Spielraum funktionieren nur selten skulptural, sondern durch Interaktion. (...) Der Raum sollte ein Eigenleben führen, und die Geschichte nicht zu direkt illustrieren. Er ist das am wenigsten Flüchtige. Die Erzählung, die Räume oder Bilder liefern können, ist vielleicht immer nur eine atmosphärische.
HENDRIK SCHEEL in: Szene im Gespräch No. 12, szenografen-bund.de/szene
Was ist Bühnenbild? (13/13)
Eine Bühne hat immer etwas Allgemeines, so fürchterlich das klingen mag. Eine Grundwirklichkeit für das Theater ist, dass man auf eine Bühne schaut. Der leere Tisch oder das Loch in der Wand sind eine Grundvoraussetzung für eine Versuchsanordnung zwischen Zuschauern und dem Ort, auf dem gesprochen, gesungen und sich bewegt wird.
JOHANNES SCHÜTZ in „Bühnen/Stages 200-2007“, Verl. f. moderne Kunst Nürnberg, 2008
Woher kommen Ideen?
Woher kommen die Ideen? (1/12)
Denn meistens gibt es im Bühnenentwurf etwas, das sich nicht klar deuten lässt und ein Angebot sowohl an die Spielenden als auch an die Zuschauenden ist, die eigene Fantasie anzuwerfen. Mich interessiert die Subjektivität im Blick: Das Gesehene soll individuell erfahrbar sein. Ich versuche stets eine poetische Annäherung an die Stücke und denke eigentlich immer aus einer assoziativen, poetischen Dunkelheit heraus. Mir geht es um Stimmung und Atmosphäre.
WOLFGANG MENARDI in „WOLFGANG MENARDI ÜBER MITSPIELENDE, POETISCHE RÄUME, INTUITION UND ÜBER ÄNGSTE“ www.plotmag.de
Woher kommen die Ideen? (2/12)
Meine Suche nach einem Bühnenbild verläuft manchmal sehr intuitiv. In dem Moment, in dem ich ein Stück lese, beginne ich, die Welt durch den Fokus dieses Stücks wahrzunehmen. Die Umwelt für mich der Stoff, mit dem ich arbeite, mein Material, das mich überhaupt erst zu einem Bühnenbild inspiriert.
BETTINA MEYER in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.143 ff
Woher kommen die Ideen? (4/12)
So ist es öfter bei meinen Bühnenbildern: dass ich die schon entwickle bevor ich überhaupt das Stück dazu habe, und dann passt meistens das nächste Stück was mir angeboten wird genau dazu. Oder zumindest mache ich es passend. Das Entscheidende für mich ist die Lust. (...) In allem bin ich Schauspieler, als Mensch, der gerne spielt. Ich spiele gerne mit Materialien, ich spiele gerne mit den Leuten, also hat alles mit einer grundsätzlichen Spiellust zu tun.
HERBERT FRITSCH in: Interview No.8, ueberbuehne.de
Woher kommen die Ideen? (4/12)
Es beschäftigt einen ja sehr, aber ich bin sehr misstrauisch gegenüber den „Ideen“. Man verspielt sich sehr leicht, und ich vertraue eher Entwicklungsschritten, die Entwicklung eines Konzeptes, die Proben und das sichtbare Ergebnis sind selbst ja auch schon wieder eine Geschichte.
HENDRIK SCHEEL in: Szene im Gespräch No. 12, szenografen-bund.de/szene
Woher kommen die Ideen? (5/12)
Oft lese ich die Stücke, Libretti kurz vor dem Schlafengehen. Mich lenkt nichts ab, ich bin entspannt und nehme die ersten Eindrücke mit in die Träume. Das klingt etwas banal aber es funktioniert. Man könnte also sagen, dass ich schon so manche Ausstattung im Schlaf gemacht habe. (...)Es gibt so erste Strichzettelchen, ganz banal im Textbuch oder so. Es passiert oft, dass diese mir das Endprodukt schon komplett aufzeigen.
MARLIT MOSLER in: Szene im Gespräch No. 17, szenografen-bund.de/szene
Woher kommen die Ideen? (6/12)
Wann konkrete Raumideen entstehen ist ganz unterschiedlich – manchmal im Gespräch oder als Folge eines Gesprächs, manchmal in einer nicht so spannenden Probe eines anderen Stücks, manchmal spontan beim ersten Lesen, meistens ist es aber ein mühsamer Prozess, in dem sich über viele kleine Skizzen eine Raumidee manifestiert / kristallisiert. Am besten geht das nicht zu Hause sondern in halbvollen Cafés oder Kneipen.
MARTIN FISCHER in: Szene im Gespräch No. 13, szenografen-bund.de/szene
Woher kommen die Ideen? (7/12)
Da ich mir über die Jahre viel technisches Fachwissen angeeignet habe, würde ich den Entwurfsprozess im Detail dann als ein Abwägen zwischen kreativer Vision und technischer Machbarkeit beschreiben.
OLIVER PROSKE in: Szene im Gespräch No. 09, szenografen-bund.de/szene
Woher kommen die Ideen? (8/12)
Ich versuche mir meine kindliche, unbekümmerte Neugier jedes Mal zu erhalten, wenn ich ein Stück anfange. So gehe ich auch selber ins Theater, ins Museum, in eine Ausstellung, ich lasse mich gerne überraschen.
STEFAN MORGENSTERN in: Szene im Gespräch No. 22, szenografen-bund.de/szene
Woher kommen die Ideen? (9/12)
Alles, was ich sehe, erlebe, lese, denke oder von anderen erzählt bekomme, ist Inspiration für mich und bildet das Material, mit dem ich zu arbeiten beginne. (...) Wenn ich dann zu überlegen beginne, ob ich einzelne Ideen auf der Bühne verwirklicht sehen will, reduziert sich das Ganze, bis schlussendlich die eigentliche Idee übrig bleibt.
KATRIN BRACK in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.12 ff
Woher kommen die Ideen? (10/12)
In einer bestimmten Hinsicht versuche ich wie ein Wissenschaftler vorzugehen — ich will entdecken und definieren. (...) Schwarz und Weiß, Tag und Nacht, der Unterschied ist für mich immer attraktiver als das Gleichförmige. Schwere Aufgaben fordern mich eher heraus und geben mir immer ein Gefühl von Stärke und Macht. Wahrscheinlich bin ich schon durch meine Herkunft an das Turbulente und Krasse gewöhnt. Klar, dass ich das auch in meine Arbeiten einfließen lasse.
ALEXANDER DENIĆ in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.22 ff
Woher kommen die Ideen? (11/12)
Im Halbschlaf. Beim Einschlafen und Aufwachen. In der Trance. Trance ist ein entspannter Wachzustand, in dem Widerstände überwunden werden. Da finde ich Bilder, die eine Idee herunterbrechen. (...) Finden vorher oder nachher Gespräche statt, fließt alles mit ein. Mir reichen 3-4 Stichworte, dann kann ich liefern.
MIRIAM GRIMM in: Szene im Gespräch No. 11, szenografen-bund.de/szene
Woher kommen die Ideen? (12/12)
Ich kann die Arbeitsphasen der Findung und der Durchführung einer Idee kaum sortieren. Die Grenzen zwischen Idee, Zeichnung, Arbeit am Modell, Proben mit Schauspielern und Beleuchtungsprobe sind sehr fließend. Eine Zeichnung entsteht in Sekunden. Sie hat beides: Sie ist einerseits schon ein Schritt, die Idee festzuhalten, andererseits kann man sich alle Wünsche erfüllen.
JOHANNES SCHÜTZ in „Bühnen/Stages 200-2007“, Verl. f. moderne Kunst Nürnberg, 2008
Wie hängen Bühnenbild und Spielweise zusammen?
Wie hängen Bühnenbild und Spielweise zusammen? (1/10)
Meist stelle ich mir mich selbst in dem Entwurf vor und frage mich, was ich darin machen würde – als Schauspieler. Ich denke darüber nach, was mir helfen oder was mir Hindernisse bieten würde, die ja für die Schauspieler immer das Beste sind. Ich sehe die Bühne einfach als einen weiteren Mitspieler. So spiele ich trotzdem noch mit (auch wenn nicht mehr als Schauspieler arbeite) und kann außerdem dramaturgisch und inhaltlich Einfluss nehmen.
WOLFGANG MENARDI in „WOLFGANG MENARDI ÜBER MITSPIELENDE, POETISCHE RÄUME, INTUITION UND ÜBER ÄNGSTE“ www.plotmag.de
Wie hängen Bühnenbild und Spielweise zusammen? (2/10)
Sagen wir so: Der Raum ist Spielraum und Spielpartner, er kann aber auch zum Gegner werden. (...) Die Räume wollen und sollen bespielt werden. Durch den Kontakt mit den Spielern und die Beweglichkeit der Räume werden die verschiedenen Assoziationen und Aggregatzustände erst sichtbar.
FLORIAN LÖSCHE in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.130 ff
Wie hängen Bühnenbild und Spielweise zusammen? (3/10)
Der Schauspieler muss etwas verstehen und fühlen. Das ist die Forderung des Raumes, den man nicht naiv betreten darf.
STEPHANE LAIMÉ in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.110 ff
Wie hängen Bühnenbild und Spielweise zusammen? (4/10)
Ich versuche, für die Schauspieler Spielmöglichkeiten zu entwerfen, die sie vielleicht überraschen und manchmal körperlich in ungewöhnliche Situationen bringen. Ich hoffe, dass sie sich den Raum aneignen, ihn zu ihrem Raum machen, und unterstütze sie dabei.
BARBARA EHNES in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.32 ff
Wie hängen Bühnenbild und Spielweise zusammen? (5/10)
In meinen Bühnenbildern spielt die Idee des physischen Widerstands oft eine große Rolle. In diesen Räumen müssen die Darsteller*innen klettern, das Gleichgewicht halten, gegen etwas anschieben oder sich in einem Labyrinth zurechtfinden. Wenn eine Regisseur*in und die Darsteller*innen dazu bereit sind, dieses oft anstrengende Wagnis mit mir einzugehen, können auf der Bühne durch die körperliche Erschöpfung sehr intensive Zustände erreicht werden.
ALEXANDRE CORRAZZOLA in: Szene im Gespräch No. 21, szenografen-bund.de/szene
Wie hängen Bühnenbild und Spielweise zusammen? (6/10)
Zum Beispiel Auftrittsfragen. Kann man überhaupt aus der Kiste abtreten. Was bedeutet das dann. Was bedeutet es, wenn eine Figur die ganze Zeit da ist, weil sie nicht raus kann. Wir bespielen einen Minimundus, diese Fragen ergeben sich, bedeuten etwas. Und die Regisseure, mit denen ich arbeite, wollen diese Herausforderungen auch.
HENRIK AHR in: Interview No.9, ueberbuehne.de
Wie hängen Bühnenbild und Spielweise zusammen? (7/10)
Mir geht es bei meinen Arbeiten eher darum, die Schauspieler mit Bühnensituationen zu konfrontieren, in denen sie neue Erfahrungen machen können und in denen sie neue Spielformen entwickeln können. Manchmal ist es für alle Beteiligten eine Herausforderung, mit meinen Bühnen umzugehen.
KATRIN BRACK in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.12 ff
Wie hängen Bühnenbild und Spielweise zusammen? (8/10)
Für mich spielt der Bühnenboden immer eine große Rolle, weil er einfach der Ort ist, wo sich Schauspieler und Bühnenbildner zwangsläufig treffen, körperlich. Die Atmosphäre der gesamten Inszenierung kann davon abhängen.
KATJA HAß in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.73 ff
Wie hängen Bühnenbild und Spielweise zusammen? (9/10)
Die Bühnenräume von mir sind nie konkret, ich versuche eher ein reduziertes „Dazwischen“ zu finden. Es geht im besten Fall um einen wechselseitigen Dialog zwischen dem Raum und denen, die darin spielen. Ich versuche meistens Möglichkeiten anzubieten, die genutzt werden können, aber nicht benutzt werden müssen. Dinge, die man sich ausgedacht hat, überraschen häufig weniger als jene, die durch Zufall oder Glück entstehen.
OLIVER PROSKE in: Szene im Gespräch No. 09, szenografen-bund.de/szene
Wie hängen Bühnenbild und Spielweise zusammen? (10/10)
Ich glaube, dass die Illusion des Theaters durch das entsteht, was auf der Bühne durch die Darsteller gemacht wird, das kann nicht an das Bühnenbild delegiert werden.
JOHANNES SCHÜTZ in „Bühnen/Stages 200-2007“, Verl. F. moderne Kunst Nürnberg, 2008
Was hat es mit Reduktion auf sich?
Was hat es mit Reduktion auf sich? (1/6)
Reduktion, Konzentration − das ist ein wesentliches Element der Arbeit. Platz machen für die Fantasie, die Figuren die eigenen Grenzen und Räume bestimmen lassen. Dabei starke Kontraste von gerade und rund, schwarz und weiß, Bewegung und Statik.
KATJA HAß in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.73 ff
Was hat es mit Reduktion auf sich? (2/6)
Reduziert sind die Mittel und Materialien und das Bemühen um eine starke Bildidee. Die Assoziationen und Bedeutungen oder die Wirkung meiner Bühnenbilder sind dagegen vielfältig und oft auch Raum füllend.
KATRIN BRACK in: Interview No.10, ueberbuehne.de
Was hat es mit Reduktion auf sich? (3/6)
Ich bin aber durchaus davon überzeugt, dass durch die Reduktion auf wenige Stilmittel diese wenigen an Bedeutung gewinnen. Gleichzeitig wird meine Arbeit dadurch aber nicht einfacher, im Gegenteil, je weniger auf der Bühne zu sehen ist, desto präziser müssen Form und Funktion überlegt sein.
KATRIN BRACK in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.12 ff
Was hat es mit Reduktion auf sich? (4/6)
Ich übersetze Themen, die mir von zentraler Bedeutung erscheinen, in Raum. Meine Raumgestaltungen entstehen grundsätzlich inhaltlich − eben „what ́s the problem“, was sind die im Stück zu verhandelnden Fragen und Probleme? − darauf suche ich meine Antwort im Raum. Meist entstehen absolut unpraktikable Räume, fast durchweg in einem lichten Grau, meist keine Möbel, kaum Requisiten. In diesen Räumen ist der Blick komplett auf den Menschen und das Spiel gerichtet. Durch die Reduktion auf ein Zeichen und das zusätzliche Verwenden einer Mechanik verdeutlicht der Raum Zustände, in denen die Figuren sich befinden, er vermittelt eine Stimmungslage.
SEBASTIAN HANNAK in: Szene im Gespräch No. 09, szenografen-bund.de/szene
Was hat es mit Reduktion auf sich? (5/6)
Meine Reduktion ist meist auf das Dekor und das Interieur bezogen, ich versuche den Spielraum auf das Wesentliche zu reduzieren, dass erhöht den Fokus auf die Sänger und die Szene. (...) Die Frage ist, wie viel Platz braucht ein Stück. Oft untersuche ich Opernlibretti und Theaterstücke nach diesen Kriterien, oder zeichne eine Art Familienaufstellung, um mich der Größe des Spielraums zu nähern zu können. Es gibt versteckte Atmosphären-Beschreibungen im Text, die ich dann benutze, um eine Grundstimmung für die Bühne zu destillieren. Weitere Fragen sind dann, ist das Stück hell, dunkel, laut, leise, ist es warm oder kalt. Das sind für mich verschiedene Kategorien, einen Raum zu entwickeln.
HENRIK AHR in: Interview No.9, ueberbuehne.de
Was hat es mit Reduktion auf sich? (6/6)
Die meisten Theateraufführungen, die man sieht, sind uneinfach und umständlich. Oft denkt man, wenn alles Drumherum weg wäre, dann könnte es funktionieren und etwas erzählt werden. (...) Gute Bühnen sind oft leer. (...)Ich finde, es gibt keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem gemalten Heizkörper oder dem echten, der sogar tropft. Das ist nur ein Kriterium für Fachleute – die Strategien bleiben dieselben. Dagegen steht nur das offene Feuer auf der Bühne. Diese Fälschungen machen das Theater so unrobust. Tageslicht dürfte da nicht drauf fallen. Meines Erachtens sollte jedes Bühnenbild auch im Freien stehen können.
JOHANNES SCHÜTZ in „Bühnen/Stages 200-2007“, Verl. F. moderne Kunst Nürnberg, 2008
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus?
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (1/17)
Toll ist es doch immer, wenn man in seinem eigenen Abend sitzt und feststellt: Oh, das ist aber jetzt intelligenter, als ich es alleine bin. Wenn also die zusammengeführten Menschen und Energien sich so verknüpft haben, dass etwas Unerwartetes, Elektrisierendes entsteht.
CHRISTOPH ERNST in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.43 ff)
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (2/17)
Ich bin außerdem überhaupt kein „Erfüllungsbühnenbildner“ und suche mir eigentlich immer Leute (oder die Leute suchen mich), die mir den größtmöglichen Freiraum lassen. Wenn das gegeben ist, kann ich mich total auf unterschiedliche Regie-Handschriften einlassen – selbst, wenn diese nicht immer unbedingt für das Theater stehen, das mich als Zuschauer am meisten interessiert. Ich denke dann, gerade das könnte doch spannend sein, wenn sich unterschiedliche Herangehensweisen oder Theaterästhetiken mischen.
(WOLFGANG MENARDI in „WOLFGANG MENARDI ÜBER MITSPIELENDE, POETISCHE RÄUME, INTUITION UND ÜBER ÄNGSTE“ www.plotmag.de)
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (3/17)
Mir reicht: das Abstecken eines gemeinsamen Rahmens, in dem wir uns autonom und frei bewegen. Das gilt für alle Beteiligte, inklusive Gewerke. Meine Tools: Klarheit, Recherche, Fachwissen anerkennen, Grenzen wahrnehmen, Respekt, Vertrauen, Zuversicht. Anderen das Gefühl geben, dass sie wahrgenommen werden. Wenn ich weiß, wie ich arbeiten möchte, schaffe ich mir diesen Zustand. Das ist befriedigend.
MIRIAM GRIMM in: Szene im Gespräch No. 11, szenografen-bund.de/szene
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (4/17)
Das ist sowieso die Kernfrage bei kollektiver Arbeit: dass man den anderen genug Raum lässt, selbstverantwortlich seine Arbeit zu machen. Theater ist eine kollektive Kunstform; im selbstbestimmten, nicht hierarchischen Zusammenwirken von Künstlern mit verschiedenen Talenten entsteht im besten Falle etwas, was keiner von ihnen allein oder in anderer Konstellation hätte machen können. Gerade in diesem Modell von Zusammenarbeit liegt meiner Meinung nach die große, zukunftsweisende Potenz von Theaterarbeit.
BERT NEUMANN in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.150 ff
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (5/17)
Mit der Zeit lernt man die Wünsche und Sehnsüchte eines Regisseurs kennen und kann sie durch klare ästhetische Setzungen unterstützen. Mann kann einen Regisseur ja auch dadurch unterstützen, dass man ihn durch einen Entwurf herausfordert. (...)Theaterarbeit ist immer ein kollektiver Prozess. Man versucht sich gegenseitig zu inspirieren, so dass jeder tun kann, was er am besten kann.
BETTINA MEYER in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.140 ff
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (6/17)
Weil ich ein Bühnenbild nicht als autonomes Werk betrachte, sondern weil meine Arbeiten nur im Zusammenspiel mit den anderen Akteuren einer Produktion Sinn machen und ihre Wirkung entfalten können.
KATRIN BRACK in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.12 ff
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (7/17)
Ich will nicht für andere arbeiten sondern mit ihnen zusammen.
STPHANE LAIMÉ in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.111 ff
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (8/17)
Mein Ziel ist es, mit Partnern zu arbeiten, mit denen ich das Potenzial für ein gemeinsames kreatives Ping-Pong sehe. So kommen nach meiner Erfahrung die besten gemeinsamen Ideen zueinander, ohne dass man sich in „Hahnenkämpfen“ verliert. Die gemeinsamen Energien braucht man für das Stück. Jede gute Idee, von wem auch immer, sollte in das Projekt einfließen, ohne Selbsteitelkeiten. Wenn das alle beherzigen, sieht man das einer Arbeit auch an.
STEFAN MORGENSTERN in: Szene im Gespräch No. 22, szenografen-bund.de/szene
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (9/17)
Dass etwas entsteht, was durch den Einzelnen alleine nicht zustande gekommen wären. Ich schätze an der Arbeit im Team darum auch die Reibung. Ideen von allen Beteiligten nehme ich sehr ernst und versuche dann, dem Ursprung des Impulses nachzugehen, gerne im gemeinsamen Gespräch.
SEBASTIAN HANNAK in: Szene im Gespräch No. 09, szenografen-bund.de/szene
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (10/17)
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich in der Zusammenarbeit mit manchen Regisseur*innen zu einem besseren Bühnenbildner geworden bin. Das basiert auf Vertrauen, Offenheit und Kommunikation, und spielt sich zumeist erst mit der Zeit ein, nachdem man schon einige Projekte miteinander gemacht hat. Daher glaube ich fest an eine Kontinuität in der Zusammenarbeit.
ALEXANDRE CORRAZZOLA in: Szene im Gespräch No. 21, szenografen-bund.de/szene
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (11/17)
Der spanische Maler und Bühnenbildner Eduardo Arroyo hat mal gesagt: man muss ein Bühnenbild planen wie einen Banküberfall: Ort, Zeit und Komplizen – alles muss stimmen.
RAIMUND BAUER in: Interview No.13, ueberbuehne.de
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (12/17)
Ich habe kein Interesse an Alleinstellungsmerkmalen, auch wenn der Raum gewöhnlich ein Stück eröffnet. Das gilt auch für die Kostüme. Ich erhoffe mir, ein Reibungspartner zu sein. Ob das gelingt, hängt immer an den (wechselnden) Partnerschaften.
ECKHARD RESCHAT in: Szene im Gespräch No. 16, szenografen-bund.de/szene
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (13/17)
Wir sind dann doch auch unterschiedliche Fachleute, und die jeweilige Expertise sollte diese Gleichberechtigung erzeugen. Die Regie oder künstlerische Leitung beinhaltet aber auch immer den Überblick und das Zusammensetzen aller Komponenten, insofern kommt ihr:ihm kraft dieser Expertise eine andere Einflussnahme auf die beteiligten Künste zu.
HENDIRK SCHEEL in: Szene im Gespräch No. 12, szenografen-bund.de/szene
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (14/17)
Ich denke die beglückendsten Augenblicke sind die, wo Raum, Kostüm, Regie und Darsteller*innen bestmöglich zusammenkommen. Ich versuche, auf Augenhöhe Hand in Hand mit der Regie in möglichst großer Offenheit zu arbeiten, um etwas Gemeinsames zu erschaffen. Die Ideen des:der Regisseurs*in beeinflusse ich vor allem in der Entwurfsphase, wo wir uns häufig treffen.
KERSTIN LAUBE in: Szene im Gespräch No. 19, szenografen-bund.de/szene
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (15/17)
Ein Bühnenbild kann meiner Meinung nach nie besser als die Inszenierung sein. Es soll eine gute Inszenierung werden und das wird nur geschehen, wenn sich die Intentionen aller Beteiligten ergänzen und befördern.
MARTIN FISCHER in: Szene im Gespräch No. 13, szenografen-bund.de/szene
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (16/17)
Deswegen bin ich von Anfang an für eine Gleichberechtigung im künstlerischen Austausch und für die Bereitschaft eine Produktion als Forschungs- und Entdeckungsfeld anzusehen und im Vorfeld sich wirklich als Team zu begreifen, um zu zeigen, welches Anliegen man mit der Produktion und den zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgt.
ANDREA RIEDEL in: Szene im Gespräch No. 05, szenografen-bund.de/szene
Theater ist Teamarbeit. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Bühnenbildner*in aus? (17/17)
Man macht das Bühnenbild im Diskurs mit einem Regisseur. Ich bin als Bühnenbildner nicht allein, sondern arbeite mit jemandem zusammen. Der eine sagt Dinge, auf die der andere nicht unbedingt kommt. Ich halte nichts von Produktionen, die entstehen, wenn der Regisseur sein Interesse an einem Bühnenbild lediglich signalisiert, indem er meint, darin arbeiten zu können. An dessen Entstehung er aber nicht beteiligt war. Auch wenn es ihm gefällt, wird er möglicherweise nur als Tourist darin inszenieren.
JOHANNES SCHÜTZ in „Bühnen/Stages 200-2007“, Verl. F. moderne Kunst Nürnberg, 2008
Wozu ein Modell?
Wozu ein Modell ? (1/10)
Ich bin nicht so gut mit Worten, also zeige ich lieber zu einem frühen Zeitpunkt eine Konzeption, die das beschreibt, was mich am jeweiligen Stück interessiert – auch, wenn sie noch nicht als Endprodukt, sondern vielmehr als Gesprächsangebot zu verstehen ist. Dieser erste Entwurf kann meistens viel zu viel, da ich versuche, alles in ein Bild zu packen. Also finden wir dann gemeinsam heraus, wo es Überschneidungen gibt oder Punkte, an denen Reibung entstehen oder etwas abstrahiert werden kann. Zum Glück lassen sich die meisten Regisseure, die ich bisher kennengelernt habe, auf diesen Prozess ein.
WOLFGANG MENARDI in „WOLFGANG MENARDI ÜBER MITSPIELENDE, POETISCHE RÄUME, INTUITION UND ÜBER ÄNGSTE“ www.plotmag.de
Wozu ein Modell ? (2/10)
Ich hab einen hohen Grad an Perfektionismus, ich verlasse mich ungern auf die Gunst des Augenblicks und versuche deshalb die Modelle so präzise wie möglich zu bauen, ich fotografiere die beleuchteten Modelle und meistens ähneln sich Realraum und Modell sehr stark.
RAIMUND BAUER in: Interview No.13, ueberbuehne.de
Wozu ein Modell ? (3/10)
Und ich arbeite immer skulptural im Modell. Im Prinzip schnitze ich so lange am Material — wie bei .Faust' an so einem Polyeder — herum, bis ich eine Form gefunden habe, die mich auch im Sinne der Spielorte interessiert. Ich habe Bildhauerei studiert, und manchmal denke ich, was ich damals ganz klassisch in Stein gehauen habe, steht heute bei meinen Drehbühnen als Raumkörper auf der Bühne.
BARBARA EHNES in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.32 ff
Wozu ein Modell ? (4/10)
Was ich auf der Bühne baue, sind immer auch Weltmodelle, jedoch in einer vorläufigen und sich selbst infrage stellenden Art.
KATJA HAß in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.73 ff
Wozu ein Modell ? (5/10)
Ich benötige für meine Arbeit nur meine Vorstellungsgabe und ein Skizzenbuch. Da jedoch viele Regisseur*innen und Darsteller*innen keine räumliche Vorstellungsgabe besitzen, ist es besonders hilfreich ein Modell zu bauen. Auch zur Vermittlung komplizierter Räume ist ein Modell für die Gewerke sinnvoll.
GREGOR STURM in: Szene im Gespräch No. 06, szenografen-bund.de/szene
Wozu ein Modell ? (6/10)
Für mich sind Grundriss und Modell die essentiellen Mittel zur Erarbeitung einer Raumlösung. Ich skizziere durchaus auch, aber für mein eigenes Raumgefühl ist das Modell unerlässlich.
BARBARA BLASCHKE in: Szene im Gespräch No. 01, szenografen-bund.de/szene
Wozu ein Modell ? (7/10)
Collagen, im Computer und analog dienen mir sehr, aus diesen entstehen meist auch Arbeitsbücher, die mir die Entwicklung der Arbeit illustrieren.
HENDRIK SCHEEL in: Szene im Gespräch No. 12, szenografen-bund.de/szene
Wozu ein Modell ? (8/10)
Das Modell ist nach wie vor mein wichtigstes Werkzeug. Ich baue große Modelle im Maßstab 1:25 mit Figuren, die ich gut beleuchten kann. Das Modell ist ein Experimentierraum für Proportion, Form, Material auch gemeinsam mit der Regie. Alle meine Regisseur*innen und Choreograf*innen brauchen das Modell.
KERSTIN LAUBE in: Szene im Gespräch No. 19, szenografen-bund.de/szene
Wozu ein Modell ? (9/10)
Die Modelle werden meistens von Assistenten gebaut, ich fälle eher selten Entscheidungen daran. Sie dienen eher dazu, anderen Partnern den Entwurf zu veranschaulichen.
OLIVER PROSKE in: Szene im Gespräch No. 09, szenografen-bund.de/szene
Wozu ein Modell ? (10/10)
Danach arbeitet man an Modellen, die eine sehr genaue dreidimensionale Simulation sind. Man kann um das Modell herumgehen, man kann hineingreifen. Beide Mittel, die Zeichnung und das Modell, halte ich für unverzichtbar, gerade weil sie so extrem unterschiedlich sind.
JOHANNES SCHÜTZ in „Bühnen/Stages 200-2007“, Verl. f. moderne Kunst Nürnberg, 2008
Wie gelingt ein Projekt?
Wie gelingt ein Projekt? (1/9)
Genug Zeit. Genug Geld. Gute Absprachen.
BARBARA BLASCHKE in: Szene im Gespräch No. 01, szenografen-bund.de/szene
Wie gelingt ein Projekt ? (2/9)
Alle Ansprüche reiben sind an der Wirklichkeit des Theaters, zeitlich, finanziell und technisch. Ich staune aber immer, wieviel dann doch mit Werkstätten und Technik möglich ist. Und wenn etwas nicht geht, muss eine andere Idee her − aber das ist das täglich Brot eines jeden von uns.
CHRISTIAN WERDIN in: Szene im Gespräch No. 08, szenografen-bund.de/szene
Wie gelingt ein Projekt ? (3/9)
Werkstattkapazität!!! Handwerkliches Können und Motivation. Budget.
JUDITH ADAM in: Szene im Gespräch No. 04, szenografen-bund.de/szene
Wie gelingt ein Projekt ? (4/9)
Hans Tränkle, ehemaliger Geschäftsführender Direktor der Stuttgarter Staatstheater, eine Ausnahmeerscheinung in seinem Metier mit einem großen Herzen für die Kunst, pflegte (leicht schmunzelnd) zu sagen: „Die meisten Probleme lassen sich durch Arbeit lösen.“
MARCEL KELLER in: Szene im Gespräch No. 10, szenografen-bund.de/szene
Wie gelingt ein Projekt ? (5/9)
Die Bühne braucht einen eigenen Geist, an dem man sich reiben kann. Etwas Widerständiges, Entgegengesetztes. Ein heißes, emotionales Anliegen bedarf des kühl Distanzierten. In solcher Komplexität sind Fragen nach Wahrheit und Lüge viel schärfer stellbar. Ein Zugleich von schonungsloser Analyse zwischenmenschlicher Beziehungen bei gleichzeitigem Glauben an ein Überwinden der Begrenzungen, an Verwandlung.
KATJA HAß in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.73 ff
Wie gelingt ein Projekt ? (6/9)
Wenn ein Werk gelingt, kann es auf sehr vielen verschiedenen Ebenen kommunizieren und darin weit über das hinausgehen, was sich sein Schöpfer einmal gedacht hat. Im Theater ist diese Kommunikation manchmal besonders komplex, weil die verschiedenen Mittel ja auch noch untereinander in Beziehung treten – Sprache, Licht, Raum, Ton ... Das erklären zu wollen, beinhaltet für mich oft, eine ästhetische Erfahrung zu verkleinern.
BETTINA MEYER in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.143 ff
Wie gelingt ein Projekt ? (7/9)
Mit einem überzeugenden Bühnenbildentwurf motiviere ich das ganze Haus, also alle Gewerke, sich besonders zu engagieren und das Maximum umzusetzen. So ist die Grundlage für eine erfolgreiche Produktion geschaffen.
GREGOR STURM in: Szene im Gespräch No. 06, szenografen-bund.de/szene
Wie gelingt ein Projekt ? (8/9)
Louis Buñuel berichtet in seiner Autobiografie „Mein letzter Seufzer“ anlässlich eines Studiobesuchs in Hollywood von einem Produzenten, der den versammelten Mitarbeitern ankündigte, Ihnen das Geheimnis des Erfolgs zu verraten. Es war ein einziges Wort: „Cooperate“.
MARCEL KELLER in: Szene im Gespräch No. 10, szenografen-bund.de/szene
Wie gelingt ein Projekt ? (9/9)
Witzig in diesem Zusammenhang ist, dass der Volksbühne kürzlich vorgeworfen wurde, den Neoliberalismus im Stadttheater erfunden zu haben, da wir in den Neunzigern für das hippe Szenevolk zielgruppenorientiert, also ganz kalkuliert für einen speziellen Markt produziert hätten. Aber genau das haben wir eben nie getan. Das ist unser Erfolgsgeheimnis! Dass uns die Einschaltquote herzlich egal war und wir einfach gemacht haben, was wir selber gut fanden, ganz egoistisch.
BERT NEUMANN in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.150 ff
(Wie) kann sich das Bühnenbild mit der Inszenierung entwickeln?
(Wie) kann sich das Bühnenbild mit der Inszenierung entwickeln? (1/8)
Das ist wie eine gute Suppe. Man darf sie nicht überwürzen, damit man ab und zu noch was reinwerfen kann. Mich interessieren diese leeren Räume auch, weil man sie noch ein bisschen anfüllen kann.
HENRIK AHR in: Interview No.9, ueberbuehne.de
(Wie) kann sich das Bühnenbild mit der Inszenierung entwickeln? (2/8)
Ich will als Bühnenbildner am Probenprozess teilhaben und die Bühnen nicht fertig konzipieren, Ich will, dass sich das Bühnenbild immer weiter entwickelt, so wie die Performer sich auf jeder Probe weiterentwickeln.
MCIHAEL SIMON in: Interview No.14, ueberbuehne.de
(Wie) kann sich das Bühnenbild mit der Inszenierung entwickeln? (3/8)
Flexibel mit Bauchschmerzen. Ich glaube lange an das „gut“ erdachte und muss die Notwendigkeiten der Änderung verstehen.
ECKHARD RESCHAT in: Szene im Gespräch No. 16, szenografen-bund.de/szene
(Wie) kann sich das Bühnenbild mit der Inszenierung entwickeln? (4/8)
Bühnen und Kostüme werden nur für die Zeit der Aufführung und durch das Spiel zur Kunst erklärt und verändern sich dann durch Abnutzung. (...) Für sich allein sind sie nahezu wertlos und werden nach der letzten Aufführung entsorgt oder stehen nachfolgenden Produktionen als Material zur Verfügung.
HENDRIK SCHEEL in: Szene im Gespräch No. 12, szenografen-bund.de/szene
(Wie) kann sich das Bühnenbild mit der Inszenierung entwickeln? (5/8)
Ja, ich kann immer abspecken oder nochmal von einer anderen Seite denken. Dazu gehört aber dass sich die Regie mit bewegt.
KATRIN WITTIG in: Szene im Gespräch No. 02, szenografen-bund.de/szene
(Wie) kann sich das Bühnenbild mit der Inszenierung entwickeln? (6/8)
Wenn ich eine Idee umsetzen will, dann gebe ich nicht so schnell auf. Auswege zu finden ist mein Lieblingsthema. Sie geben dem Bühnen-/Kostümbildjob etwas Zauberei.
KERSTIN JUNGE in: Szene im Gespräch No. 03, szenografen-bund.de/szene
(Wie) kann sich das Bühnenbild mit der Inszenierung entwickeln? (7/8)
Wenn ich die Notwendigkeit der Änderung nachvollziehen kann, sie vielleicht sogar selbst vorschlage und es praktisch möglich ist, wird geändert. Probieren heißt auch ändern. Aber ich schütze meine Ideen auch gegen leichtfertige Änderungswünsche, die oft eine Ersatzhandlung für ungelöste Probleme auf der Probe sind.
MARTIN FISCHER in: Szene im Gespräch No. 13, szenografen-bund.de/szene
(Wie) kann sich das Bühnenbild mit der Inszenierung entwickeln? (8/8)
Das Bühnenbild sollte eine Setzung sein, eine Haltung haben, konkret sein, aber nicht zu Ende erzählt. Das ist entscheidend, es soll ja noch Raum lassen für das, was sich während der Probe ereignet. (...) Dass Schauspieler die Räume dann temporär bewohnen und – zum Glück meist anders, als ich dachte – dass sich da Texte ereignen und Körper bewegen, was den Raum verändert.
BERT NEUMANN in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.150 ff
Wie läßt sich dieser Job durchhalten?
Wie hält man den Job auf Dauer durch? (1/6)
Und dann gibt es immer wieder die Angst, dass einem nichts einfällt: Ich hatte schon schlimme Monate, weil ich mit einer Idee nicht zufrieden war. Und ich habe Versagensangst. Das liegt auch daran, dass ich im Moment Glück habe und mir keine Sorgen machen muss, ob ich genug arbeite, aber auch genau weiß, dass sich das schnell wieder ändern kann. Denn das hat ja nicht nur mit Können zu tun, sondern auch damit, wer gerade angesagt ist. Ich weiß, dass dies auch einen anderen Gang nehmen kann: Es werden zum Beispiel jüngere Bühnenbildner nachkommen, und dann geht es auch bei denen, die jetzt topaktuell sind, irgendwann wieder runter (außer bei recht wenigen Ausnahmen). Sich dessen bewusst zu sein, hilft, um dann gewappnet zu sein, wenn es passiert. Gerade habe ich aber das Glück, dass ich so verdiene, dass ich ganz gut davon leben kann.
WOLFGANG MENARDI in „WOLFGANG MENARDI ÜBER MITSPIELENDE, POETISCHE RÄUME, INTUITION UND ÜBER ÄNGSTE“ www.plotmag.de
Wie hält man den Job auf Dauer durch? (2/6)
Es geht nicht darum, pausenlos erfolgreich grinsend durch die Gegend zu rennen, sondern darum, Herausforderungen anzunehmen. Das ist anstrengend und saugt Energie. Aber es gehört zum Beruf und zum Leben dazu. Manchmal sollte man gehen, wenn nur Betonköpfe und Kleingeister die Materie zu beherrschen scheinen. Aber Geduld und Durchhalten ist auch mal wichtig. Und sich selbst nicht zu wichtig nehmen. Das, in Verbindung mit ab und an mal „faul“ sein, entspannt und lässt einen nicht verzagen.
MARLIT MOSLER in: Szene im Gespräch No. 17, szenografen-bund.de/szene
Wie hält man den Job auf Dauer durch? (3/6)
Nach einer schweren Erkrankung haben sich meine Prioritäten verschoben, das Private, das trotz aller Krisen und Katastrophen so lange Bestand hat, das Einfache und die Natur, sind wichtiger geworden.
MARTIN FISCHER in: Szene im Gespräch No. 13, szenografen-bund.de/szene
Wie hält man den Job auf Dauer durch? (4/6)
Das ist ein Punkt, der mir an meinem Beruf sehr missfällt: die Machtlosigkeit, eine eigene Karriere aufzubauen. Dies führt auch zu großen Zukunftsängsten.
MATHILDE GREBOT in: Szene im Gespräch No. 15, szenografen-bund.de/szene
Wie hält man den Job auf Dauer durch? (5/6)
Aber nicht nur abgelehnte Projekte gehören zu den Erfahrungen, die jeder macht, sondern auch wie stetig und erfolgreich man den Beruf ausüben kann. Ich habe mir zu Beginn meiner Tätigkeit z.B. immer gewünscht, mit einem Regisseur gemeinsam die Opernwelt zu erobern. (...). Ich habe aber über die Jahre, die ich in den drei Sparten Musiktheater/Tanz/Schauspiel arbeite, mit vielen unterschiedlichen Regisseur*innen und Choreograf*innen gearbeitet und habe gemerkt, dass es für die Entwicklung meiner eigenen Arbeit gut war. Das spartenübergreifende Denken und aus einer anderen Perspektive auf die jeweilige Aufgabe zu schauen, haben mich definitiv positiv beeinflusst.
SEBASTIAN HANNAK in: Szene im Gespräch No. 09, szenografen-bund.de/szene
Wie hält man den Job auf Dauer durch? (6/6)
Es gibt aber auch Nachteile: Man weiß nie, wie die Zukunft aussehen wird. Man ist von einem Arbeitsmarkt abhängig, der sehr wechselhaft ist. Oft wird man für sehr kurze Aufträge angerufen. Man muss sehr reaktiv sein und keine Angst vor unregelmäßigen Zeitplänen haben. Da auch viele Kolleg*innen ihre Dienste anbieten, sind wir schnell ersetzbar! Man muss also ständig seine Kontakte pflegen, um weiterhin im Kontaktzirkel der Auftraggeber*innen zu bleiben.
ELOISE SIMONIS in: Szene im Gespräch No. 18, szenografen-bund.de/szene
Wie gehts es weiter?
Wie geht es weiter ? (1/8)
Ich würde gerne beobachten, dass diese Kluft zwischen Bildender Kunst, Bühnenbild, Raum, Performance und Theater schmilzt.
WOLFGANG MENARDI in „WOLFGANG MENARDI ÜBER MITSPIELENDE, POETISCHE RÄUME, INTUITION UND ÜBER ÄNGSTE“ www.plotmag.de
Wie geht es weiter ? (2/8)
Vielleicht wird sich das Theater nicht in seinen Grundfesten verändern, aber wir sind angeregt Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Vielleicht verändert sich der Umgang miteinander.
MARLIT MOSLER in: Szene im Gespräch No. 17, szenografen-bund.de/szene
Wie geht es weiter ? (3/8)
Meiner Meinung nach sollte man darauf bestehen, dass die Namen der Kostüm- und Bühnenbildner*innen unter jedem Bild stehen, wo Kostüme und Bühnenteile zu sehen sind. Es handelt sich hier nicht um Eitelkeit, sondern um Sichtbarkeit und Wertschätzung.
MATHILDE GREBOT in: Szene im Gespräch No. 15, szenografen-bund.de/szene
Wie geht es weiter ? (4/8)
Ich gehe davon aus, dass ein Journalist nicht angemessen honoriert wird für eine qualifizierte Kritik eines Theaterabends. Eine mutige Aktion gegen diese Missstände wäre, mit den freischaffenden Journalisten einen Generalstreik auszurufen. Die Bühnen Deutschlands sollten für die Führungsebenen und die Besetzung der künstlerischen Teams eine 50% Frauenquote einführen und Intendant*innen sollten nicht zusätzlich für ihre Regiearbeit an ihren Häusern vergütet werden.
ANDREA RIEDEL in: Szene im Gespräch No. 05, szenografen-bund.de/szene
Wie geht es weiter ? (5/8)
Keiner argumentiert (in der Bildenden Kunst), dass früher schönere Ölgemälde gemalt wurden, sondern Galerien und Museen haben es geschafft, das „Neue“ cool und begehrt zu machen. Daran müssen wir noch arbeiten am Theater.
SEBASTIAN HANNAK in: Szene im Gespräch No. 09, szenografen-bund.de/szene
Wie geht es weiter ? (6/8)
Dass Zuschauer wie in der Kirche angenagelt auf ihren Plätzen sitzen und in andächtiger Stille über sich ergehen lassen müssen. was sich irgendwelche Theatermenschen ausgedacht haben, finde ich ein obsoletes Geschäftsmodell.
CHRISTOPH ERNST in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.43 ff
Wie geht es weiter ? (7/8)
Auch am Theater wird der Produktionsprozess mittlerweile zunehmend von Verkaufszahlen und Einschaltquoten beeinflusst. Künstler müssen lernen, sich dagegen zu wehren. Schließlich geht es ganz konkret um die eigenen Produktionsverhältnisse. Um die muss man sich kümmern, wenn das Theater weiterleben soll. Es geht um Freiräume, auch um den einer Existenzsichernden Bezahlung.
BERT NEUMANN in: „Setting the Stage“, Theater der Zeit, 2015. S.150 ff
Wie geht es weiter ? (8/8)
Die künstlerische Erprobung von Digital-Technologien und Erweiterung ihrer Ästhetiken sind im Theater längst keine Neuheit mehr, obschon sich viele (auch rechtlich ungeklärte) Fragen stellen – wie etwa, inwieweit Programmieren künstlerischem Arbeiten gleichzustellen wäre. Strukturell müssen sich Projektteams ihre Bedingungen meist erst schaffen.
BIRGIT WIENS in „BIRGIT WIENS ÜBER DIE (NEU-)BETRACHTUNG VON SZENOGRAFIE“ www.plotmag.de
Thea Hoffmann-Axthelm: Der Bühnenbot: Eine szenografische Polyphonie
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.