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Politik

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„Accessing.theatre” erforscht das Deep Web des Theaters. Mit Expert*innen aus der Praxis entstehen Vermittlungsformate, die für Berufseinsteiger*innen und Theaterinteressierte Einblicke in einen häufig mystifizierten und schwer zugänglichen Arbeitskosmos ermöglichen.

Foto von großen leeren Leinwand aus Beton, vermutlich eine Leinwand eines Autokinos oder ein Billboard

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Welche Erwartungen die Intendanz an Schauspielende beim Vorsprechen richtet, ob die Dramaturgie 24/7 für die Regie erreichbar sein muss und ob Du von der Statistin zur Schauspielerin werden kannst: Hier sammelt sich schwer zugängliches Wissen zu sehr konkreten Fragen rund um die Produktion, das Personal und die künstlerische Arbeit.

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Wie Privat-, Stadt- und Staatstheater, aber auch freie Spielstätten ihr Programm aufstellen, welche Rolle dabei der sogenannte „Kanon“, Uraufführungen, inhaltliche Schwerpunkte und das Abiturthema spielen – dazu entsteht hier ein Wissensfundus.

Foto von einem Durcheinander an Gestänge

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Ob Vorurteile zur Zusammensetzung eines Publikums der Realität entsprechen, welche Zuschauer*innen sich für welches Theater interessieren (und warum), welche Strategien Kulturbetriebe verfolgen, um die Stadtgesellschaft anzusprechen – diese Fragestellungen werden hier untersucht.

Eine historisches Gemälde, fast eine Karrikatur eines bürgerlichen Publikums, fast dekadent überspitzt gemalt

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Wie es um die Geschlechtergerechtigkeit steht, wie sich Leitungen konstituieren und woran sich Gagenverhandlungen bemessen – es gibt etliche Fragestellungen zur Praxis im internen Kulturbetrieb, die dessen politische Haltung auf den Prüfstand stellen. Doch auch externe Akteur*innen wie Verbände und Kulturpolitik nehmen Einfluss auf den Theaterkosmos einer Stadt. Mehr zur Politik in und außerhalb des Theaters gibt es hier!

 

Anträge stellen

5 Dinge, die erfolgreiche Antragsteller*innen tun

Um es gleich vorweg zu sagen: Die Überschrift ist natürlich reines Clickbaiting! Keine*r kann voraussagen, ob Dein Antrag wirklich erfolgreich ist, auch wenn Du die folgenden Tipps beherzigst..

 

In der Zeichnung ist eine junge Frau in einem blauen Pullover zu sehen, die lächelnd neben einigen in der Luft schwebenden, beschriebenen Papieren steht. Auf einem der Papiere ist eine große Zahl „Fünf“ zu lesen.

Illustrationen: Valya Paneva

5 Dinge, die erfolgreiche Antragsteller*innen tun

In Entscheidungsprozessen von Jurys und Kuratorien fließen viele Faktoren ein, auf die Du bei der Gestaltung Deines Antrags keinen Einfluss hast: Gibt es z. B. viele Anträge in Deinem Genre, Deinem Thema oder mit einem ähnlichen organisatorischen oder ästhetischen Ansatz? Gibt es überhaupt genug zu vergebendes Geld, um alle guten Anträge zu fördern? (Spoiler: Meistens nicht. Leider!). Trotzdem hast Du mit der Gestaltung Deines Antrags natürlich großen Einfluss auf Deine Chancen. Schauen wir uns also an, was Du tun kannst, damit Dein Antrag ein erfolgreicher Antrag sein kann:

Eine gezeichnete Person sitzt im Schneidersitz mit einem Laptop auf dem Schoß, an dem sie arbeitet. Von der Figur ausgehend fliegen viele Papierflieger in unterschiedliche Richtungen, auf einem steht “Info”.

1. Hab die Basics klar!

Ich weiß: Dir brauche ich nicht zu sagen, dass Dein Name, Deine Kontaktdaten und sowas Essenzielles wie der Titel Deines Projektes auf die erste Seite Deines Antrags gehören. Aber es gibt doch erstaunlich viele Menschen da draußen, die keine Telefonnummer oder eine Mailadresse mit Tippfehlern angeben.

Check also kurz vor dem Abgeben Deines Antrags unbedingt noch einmal, ob all diese Informationen enthalten und richtig sind:

  • Antragssteller*in (Name und Rechtsform)
  • Kontaktdaten (Postadresse, Telefon, Email)
  • Name des Projektes, Zeitraum und Ort der Projektdurchführung
  • Beteiligte des Projektes (soweit sie schon feststehen)
  • Zielgruppe (bei Kinder- und Jugendprojekten: ALTERSANGABE!)
Über einer Person mit Textbuch in der Hand ist eine Denkblase zu sehen, in der diese Person auf einer Bühne steht und Geige spielt. Die Person und die Denkblase sind mit einer gestrichelten Linie verbunden. Eine weitere gestrichelte Linie führt von der Denkblase zu einem Haufen an Geldbündeln.

2. Dreams are my Reality

So ein Antrag ist die Behauptung, dass – wenn nur das Geld kommt, wie beantragt – etwas Realität wird, was gerade noch nur ein Traum ist. Und damit eine Jury sich auf Deinen Traum einlässt und mit Dir zusammen daran glaubt, dass das Realität werden kann, braucht es eine ziemlich plastische Schilderung.

Das soll heißen: Je konkreter Du in Deinem Antrag bist und je genauer Du ein Bild zeichnen kannst von der zukünftigen Realität, desto einfacher ist es für die Entscheider*innen mit Dir an Deinen Traum zu glauben und Dir das Geld dafür zu geben.

Versuch also, Dir konkrete Szenen Deines Projektes vorzustellen und wirklich zu beschreiben, was genau ein zukünftiges Publikum sehen oder besser noch erleben wird. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, dass es dann wirklich genau so kommt, wie es in Deinem Antrag steht. Zwar sollten Thema und Zugriff schon so bleiben, wie Du es im Antrag beschrieben hast.

Aber ob wirklich ein Performer in einem Reifrock auf die Bühne kommt – wie Du in Deinem Antrag beschrieben hast – oder nicht, ist in der Umsetzung dann nicht mehr entscheidend. Der Antrag sollte in sich stimmig sein und die Bilder, die Du konkret beschreibst, möglichst sinnbildlich für Deine Idee stehen.

Eine gezeichnete Person hebt einen schweren Packen Papier über den Kopf. Darüber steht “80 %”. Von der Person und den 80% zeigt ein gebogener Pfeil auf ein wenig beschriebenes Blatt.

3. Die 80:20-Regel

Bestimmt hast Du schon einmal von der 80:20-Regel oder auch dem „Pareto-Prinzip“ gehört, das nichts anderes beschreibt, als dass 80% der Folgen auf 20% der Ursachen zurückzuführen ist. Oft genutzt in der Wirtschaft oder auch zum Zeitmanagement … An dieser Stelle will ich Dir mit dieser Regel klar machen, wie wichtig die Kurzbeschreibung Deines Projektes ist.

80% der Wirkung Deines Antrags beruhen auf diesen 20% des Antrags, der Kurzbeschreibung, die in den meisten Antragsverfahren verpflichtend ist. Meist umfasst sie 1.000 bis 2.000 Zeichen, die einen eigenen Platz im Antragsformular haben. Falls das nicht gefordert ist, solltest Du auf Deiner ersten Seite einen solchen Kurztext platzieren, der alle wichtigen Fakten und den Grundgedanken Deines Projektes beinhalten muss.

Dieser Kurztext ist so wichtig, weil es meist das erste ist, was die Jury liest. Und in manchen Jurys ist es auch das Einzige, was wirklich gründlich gelesen wird. Sollte der Kurztext nicht überzeugen, kann es sein, dass Anträge an diesem Punkt schon zur Seite gelegt werden. Du musst Dir vorstellen, dass häufig nur Geld für 20 bis 30 Projekte zur Verfügung steht, die Jury aber zwischen 150 und 250 Anträge zur Begutachtung bekommt. Da braucht es ein frühes Aussortieren.

Den Kurztext stimmig und vollständig zu schreiben ist nicht ganz einfach. Dafür braucht es Übung. Was helfen kann, ist eine außenstehende Person um Hilfe zu bitten: Gib ihr Deinen Text zu lesen und lass sie zusammenfassen, was sie von dem Projekt verstanden hat. Trifft diese Zusammenfassung Deine Vorstellung, ist der Text vermutlich schon sehr gut.

Stecke also ruhig 80% Deiner Zeit in diese 20% des Textes. Denn wenn Du hier den Grundgedanken Deines Projektes gut gegriffen hast, dann fällt Dir das Schreiben des restlichen Antrags auch viel leichter.

 Auf der Zeichnung ist mittig eine Person zu sehen. Links von ihr steht eine Person, der sie Geld aushändigt. Rechts von ihr steht eine Person, von der sie Geld bekommt.

4. KFP oder wohin das Geld geht

Nein, KFP steht nicht für KungFuPanda! Zu jedem Antrag gehört auch ein Kosten- und Finanzierungsplan, der oft mit KFP oder auch Kofi abgekürzt wird. Hier stellst Du in einer Tabelle dar, wofür alles Geld gebraucht wird (Ausgaben) und von wem Du das Geld bekommen willst (Einnahmen). Dafür gibt es auch – meist sogar von den verschiedenen Förderern selbst – gute Vorlagen im Netz.

Der KFP zeigt der Jury, dass Du Dir zum einen konkrete Gedanken darüber gemacht hast, wie Du das Geld verwenden willst, das Du beantragst. Und zum anderen vermittelt er, dass es eine rechnerische Grundlage dafür gibt, dass Du genau so viel Geld brauchst, wie Du angegeben hast (und nicht etwas 5.000€ weniger, was so manche Jury dann auch einfach mal entscheidet). Wichtig für Deinen Kosten- und Finanzierungsplan sind also vor allem drei Merkmale:

A) Ausgeglichenheit

Damit der KFP vom Förderer akzeptiert werden kann, muss er ausgeglichen sein. Das bedeutet, dass Einnahmen und Ausgaben in der Summe gleich sind und unten eine schwarze Null rauskommt.

B) Nachvollziehbarkeit

Versuche bei jedem Posten (= pro Zeile Deiner Tabelle) eine Berechnungsgrundlage mitzuliefern. Das macht den Ansatz (also die Summe in der letzten Spalte) nachvollziehbar. Für Honorare kannst Du Dich z. B. auf die Honoraruntergrenzenempfehlung des Bundesverband freie darstellende Künste berufen. Für Fahrt-, Übernachtungs- und Verpflegungskosten empfiehlt sich das Bundesreisekosten-Gesetz, weil das meist eh die Höchstsätze sind, die von den Förderern gezahlt werden können. Bei den meisten anderen Posten musst Du Dir selber überlegen, wie Du auf die Summe kommst, die Du einträgst.

Bei der Nachvollziehbarkeit ist oft der Detailgrad der Angaben eine besondere Herausforderung. Du willst detailliert genug sein, damit klar wird, wie Du zu einer Zahl kommst. Du willst aber nicht zu genau sein, weil das zu Unübersichtlichkeit führt. Auch hier kann es hilfreich sein, den Plan einer zweiten Person zum Gegenlesen zu geben.

C) Plausibilität

Wie auch die Beschreibung Deines Projektes ist der Kosten- und Finanzierungsplan der Entwurf einer Zukunft, die es noch nicht gibt. Damit die Entscheider*innen Dir bei Deinem Entwurf folgen, muss der KFP möglichst plausibel sein.

Auf der Einnahmenseite bedeutet das: Informiere Dich, was Förderer in der Vergangenheit gefördert haben und mit welchen Summen. Die meisten veröffentlichen geförderte Projekte auf ihren Websites. Falls das nicht der Fall ist, ruf ruhig an und frag nach. So bekommst Du zwar oft nicht die Entscheider:innen, aber die Sachbearbeiter*innen ans Telefon, die später auch im Falle einer Förderung für die Abwicklung zuständig sind. Meist sind sie nicht nur sehr freundlich, sondern haben auch ein gutes Gefühl dafür in welchen Höhen eine Antragsstellung Sinn macht. Nur in solchen Höhen solltest Du dann in Deinem KFP auch eine Förderung als „zu beantragen“ oder „beantragt“ eintragen.

Auf der Ausgabenseite bedeutet das: Stelle Deine Ausgaben realistisch dar, also kalkuliere weder absichtlich zu hoch oder zu niedrig. Sollte es für besonders niedrige oder hohe Ausgaben Gründe geben, mache diese nachvollziehbar (siehe Tipp Nr. 2).

In der Zeichnung sehen wir einer Person von hinten über die Schulter. Die Person schaut auf einen Laptop, auf dem sie selbst zu sehen ist, wie sie Geige auf einer Bühne spielt.

5. „Pics or It Didn’t Happen“

Natürlich kann es sein, dass ein Jurymitglied schon mal eine Inszenierung oder ein Projekt von Dir gesehen hat. Besonders wahrscheinlich ist es aber bei der Fülle von Projekten und Akteur*innen da draußen eher nicht. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Du in Deinem Antrag nicht nur das beschreibst, was Du in Zukunft tun willst, sondern auch was Du in der Vergangenheit bereits getan hast.

Dabei geht es nicht so sehr darum, ob Du schon mit ganz berühmten Menschen oder Institutionen gearbeitet hast (natürlich kann das AUCH hilfreich sein), als vielmehr darum zu zeigen, WIE Du bisher gearbeitet hast. Auch hier geht es darum, dass sich die Entscheider*innen ein Bild davon machen können, was konkret auf der Bühne passieren wird. Denn ein Antragstext und das reale Ergebnis sind ja doch oft zwei verschiedene Sachen.

Und weil wir im Zeitalter der audiovisuellen Medien leben, sind nicht nur Bilder, sondern vor allem bewegte Bilder sehr hilfreich. Natürlich sind schön geschnittene und mit gutem Ton aufgenommene Dokumentationen die Königsklasse. Aber selbst eine etwas unscharfe Totale vom Regiepult aus ist besser als gar keine Videodokumentation.

Wenn Du gerade beginnst, Projekte zu machen, ist es vielleicht für Dich schwer im Bereich der Dokumentation schon umfassendes Material zu haben. In diesem Fall bewirbst Du Dich mit Deinem Antrag aber ja vielleicht auch eher im Nachwuchsbereich, wo die Jurys dann auch keine Dokumentationen in diesem Sinne erwarten. In dem Fall ist es wichtig bei der Umsetzung Deiner nächsten Projekte die Dokumentation gut im Auge zu behalten und ggf. auch genug Budget dafür einzuplanen.

Klar ist so ein Antrag eine Menge Arbeit, und manchmal ist er nicht erfolgreich und Du bekommst das Geld für Deine Projektidee nicht zusammen. Im besten Fall hilft Dir das Formulieren des Antrags aber bereits, Deine Idee noch einmal klarer zu umreißen und in der Konzeption einen Schritt vorwärts zu kommen. Insofern kann es hilfreich sein, die Arbeit am Antrag als ersten inhaltlichen Schritt auch für Dich selbst in Richtung einer guten Umsetzung Deines Projektes zu sehen.